Politik trifft Praxis: Landtagsabgeordnete besuchen Humanistische Schule
Zwei Abgeordnete der Grünen zeigen sich beeindruckt von den Konzepten der Humanistischen Schule und fordern mehr Mut zur Vielfalt im Schulwesen. Wo staatliche Schulen an Grenzen stoßen, ermöglicht die Humanistische Schule ein Lernumfeld, das Kinder stark macht und echte Chancengleichheit schafft.
Die Humanistische Schule Fürth durfte am Montag, den 5. Mai, zwei Gäste aus der Landespolitik begrüßen: Christian Zwanziger, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Erlangen und Mitglied des Bildungsausschusses, sowie Barbara Fuchs, Abgeordnete aus Fürth, informierten sich bei einem ausführlichen Besuch über das reformpädagogische Konzept der Schule.
Empfangen wurden die beiden Politiker*innen von Schulleiterin und Pädagogischer Geschäftsführerin der Humanistischen Vereinigung, Ulrike von Chossy. In einem intensiven Gespräch sowie bei einer anschließenden Führung durch das Schulgebäude erhielten sie Einblicke in die pädagogische Praxis und die strukturellen Besonderheiten der Schule.
Lernen auf Augenhöhe
„Die wichtigste Frage ist: Wie kann man Kinder selbstbewusst machen und ihnen Lust aufs Lernen vermitteln?“ – so brachte Ulrike von Chossy das Leitbild der Schule auf den Punkt. Im Fokus steht der respektvolle Umgang auf Augenhöhe, kleine Lerngruppen mit maximal 25 Kindern sowie ein multiprofessionelles Team aus Lehrer*innen und Sozialpädagog*innen, das gemeinsam für die Schüler*innen da ist.
Die Kinder werden individuell gefördert, arbeiten eigenverantwortlich und gestalten ihren Lernalltag mit. Statt Noten und Leistungsdruck gibt es eine konstruktive Fehlerkultur und altersgerechte Leistungsrückmeldungen – ganz ohne Rotstift.
Kritik am Status quo der Bildungspolitik
Christian Zwanziger nutzte den Besuch auch, um aus seiner politischen Arbeit zu berichten. Dabei wurde deutlich: Die Humanistische Schule steht für genau das, was er in der aktuellen Bildungspolitik häufig vermisst. „In Bayern herrscht vielerorts noch die Haltung: Unser Bildungssystem ist bundesweit führend – also gibt es keinen Grund, etwas zu verändern,“ so Zwanziger. Innovation werde dadurch ausgebremst, notwendige Reformen verzögert. „Es ist ein überholtes Prinzip, nur die leistungsstarken Kinder zu fördern und die anderen auf der Strecke zu lassen. Wir brauchen mehr Mut zur Vielfalt und mehr Vertrauen in neue pädagogische Ansätze.“
Auch kritisierte er die starke Überregulierung durch den Staat: Eltern und Schüler*innen würden häufig bevormundet, anstatt ihnen echte Mitgestaltung zu ermöglichen. Der Besuch an der Humanistischen Schule habe eindrucksvoll gezeigt, wie erfolgreich ein freierer, kindgerechterer Ansatz funktionieren kann.
Einblicke, die beeindrucken
Besonders beeindruckt zeigten sich Zwanziger und Fuchs von der Freiheit, die den Schüler*innen beim Mitgestalten ihrer Aktivitäten eingeräumt wird – beispielsweise durch die sogenannten Kinderuni-Kurse im Hort, in denen sie freiwillig Angebote wie Schach, Drucken, Französisch oder Yoga wählen können. Auch Regeln werden gemeinsam mit den Kindern aufgestellt – was nach den Worten von Ulrike von Chossy zu mehr Akzeptanz und Verlässlichkeit im Miteinander führt.
Barbara Fuchs hob hervor, wie wichtig Chancengleichheit im Ganztag sei – und dass sich viele Eltern heute mehr Flexibilität und weniger Bevormundung im Schulalltag wünschen. Für sie ist klar: „Es genügt nicht, einen Abschluss zu machen – Kinder müssen auch lernen, wer sie sind, was sie können und was sie brauchen, um zufrieden zu sein.“
Ein gelungenes Beispiel für gelebte Bildungsgerechtigkeit
Beide Abgeordnete zeigten sich überzeugt davon, dass das Modell der Humanistischen Schule viele Impulse für eine zeitgemäße Bildungspolitik liefert. Fuchs betonte: „Die Schule hat sich in Fürth und Umgebung einen hervorragenden Ruf erarbeitet – und weiterführende Schulen berichten immer wieder, wie engagiert und reflektiert Kinder aus der Humanistischen Schule sind.“
Im anschließenden Austausch ging es auch um übergeordnete Themen wie den Übertritt aufs Gymnasium, das Doppelstundenprinzip sowie aktuelle Bauvorschriften für Schulen. Zum Abschluss des Besuchs bedankten sich beide Politiker*innen herzlich für die Einblicke – und zeigten sich beeindruckt, wie erfolgreich das reformpädagogische Konzept in der Praxis funktioniert.